Worum geht es?
Möchten Sie Ihren Unterricht interaktiv gestalten und Ihren Schülerinnen und Schülern spielerisches und selbstständiges Lernen ermöglichen? Suchen Sie ein einfaches, datenschutzfreundliches und kostenloses Tool, das abwechslungsreiches Wiederholen und Festigen von Lerninhalten unterstützt? Möchten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler darüber hinaus auch selbst kreativ werden lassen? Dann ist LearningApps einen genaueren Blick wert.

Was sind LearningApps?
LearningApps sind kleine interaktive, multimediale Lernbausteine, die sich einfach online erstellen und nutzen lassen. Die Plattform LearningApps.org bietet eine große Auswahl an Übungen für nahezu jedes Unterrichtsfach und jede Klassenstufe. Diese können direkt im Unterricht eingesetzt oder bei Bedarf unkompliziert angepasst und verändert werden. Mithilfe zahlreicher Vorlagen lassen sich zudem sehr leicht eigene Lernbausteine erstellen – auch von Schülerinnen und Schülern.
LearningApps.org ist eine kostenlose Plattform, die von einem gemeinnützigen Verein entwickelt und gepflegt wird. Für die Nutzung ist kein Konto erforderlich. Wer jedoch eigene Lernbausteine erstellen oder vorhandene Übungen anpassen möchte, muss sich anmelden. Standardmäßig sind diese Bausteine privat, auf Wunsch können sie nach einer Prüfung auch veröffentlicht und für alle Nutzenden zugänglich gemacht werden.
Die Plattform wird auf Servern in Deutschland betrieben, der Anbieter stammt aus der Schweiz. Eine Anmeldung von Schülerinnen und Schülern ist nicht notwendig. Lerninhalte können über einen QR-Code, einen Link oder eingebettet in eine Lernplattform (z. B. Moodle oder LearningView) bereitgestellt werden.
Nutzung von LearningApps im Unterricht
Ich unterrichte das Fach Englisch an der Grundschule in den Klassenstufen 3 und 4. Auf der Suche nach einem geeigneten Lernmittel, mit welchem die Schülerinnen und Schüler selbstständig die erlernten Vokabeln und Redemittel üben können, bin ich auf LearningApps gestoßen.
1. Apps durchstöbern – LearningApps ohne Benutzerkonto nutzen
Zum Ausprobieren und Entdecken kann man zunächst einfach auf der Website LearningApps.org stöbern. Eine übersichtliche Suchmaske ermöglicht es, frei oder nach Kategorien bzw. Unterrichtsfächern zu suchen. Über einen Schieberegler lässt sich zudem die Schulart und Klassenstufe eingrenzen.

Hat man eine geeignete App gefunden, kann man sie den Schülerinnen und Schülern unkompliziert per Link oder QR-Code zur Verfügung stellen.
Im umfangreichen Materialpool fand ich zahlreiche Übungen zu den verschiedenen Themenfeldern meines Fachs. Allerdings waren viele vorhandene LearningApps nicht passgenau genug: manche enthielten zu viele oder die falschen Vokabeln, bei anderen fehlten wichtige Begriffe. Zudem konnte ich mir geeignete Apps ohne Benutzerkonto nicht speichern oder organisieren.
2. Apps erstellen – LearningApps mit Benutzerkonto nutzen
Deshalb registrierte ich mich bei Learningapps.org und konnte nun vorhandene Apps anpassen, speichern und in eigenen Ordnern organisieren.

Inzwischen ist eine umfangreiche Sammlung entstanden, die ich regelmäßig in verschiedenen Unterrichtssituationen einsetze, z.B. zum gezielten Üben bestimmter Redewendungen, zur Wiederholung und Festigung von Vokabeln, in der Freiarbeit oder als differenzierte Aufgabe.


Aus der Vielzahl an Vorlagen nutze ich nur wenige App-Typen, die sich für mich als besonders sinnvoll erwiesen haben. Das hat auch den Vorteil, dass die Lernenden die Aufgabenformate bereits kennen und sofort loslegen können. Für Hörverstehens-Übungen verwende ich gern den Typ „Paare zuordnen“ und für das Leseverstehen das „Paare-Spiel“. Sehr beliebt bei den Schülerinnen und Schülern ist auch das „Millionenspiel“.


Gerade im Fremdsprachenunterricht ist es hilfreich, dass sich bei vielen App-Formaten nicht nur Bild- und Wort-, sondern auch Audio-Elemente einfügen lassen – ideal für das Trainieren des Hörverstehens.
Neue Apps erstelle ich nur selten vollständig selbst. Meist finde ich beim Stöbern eine passende Vorlage, die ich einfach anpasse, indem ich ungeeignete Elemente lösche oder neue hinzufüge.
3. Kollektion erstellen – Lernende gestalten LearningApps
Neben einzelnen Apps kann man auch eine Kollektion – also eine Sammlung von Apps zu einem bestimmten Thema – anlegen, die den Lernenden als Einheit zur Verfügung gestellt wird. Lehrkräfte können sich dabei optional den Bearbeitungsstand der Lerngruppe anzeigen lassen.
Diese Funktion habe ich bisher nicht genutzt. Nach mehrjähriger Arbeit mit LearningApps fragte ich mich jedoch, ob auch meine Schülerinnen und Schüler selbstständig Lernbausteine erstellen können.
Die Funktion „Kollektion erstellen“ bietet als zweites Nutzungsszenario die Möglichkeit, einen Arbeitsraum einzurichten, in dem Lernende eigene LearningApps gestalten können. Das testete ich am Ende des Schuljahres in Klasse 4, als die Schülerinnen und Schüler bereits über einen breiten Wortschatz zu verschiedenen Themen verfügten.
Beim Erstellen einer neuen Kollektion aktivierte ich die Option, dass die Lernenden selbst Apps hinzufügen dürfen. Nun konnten sie sich ein Themenfeld (z. B. Farben, Möbel, Essen, Trinken) auswählen und dazu in Partnerarbeit eine eigene LearningApp erstellen.
Aus Datenschutzgründen wurden dabei keine Klarnamen verwendet, sondern jedes Team erhielt eine Ziffer.
Theoretisch hätten die Schülerinnen und Schüler sich nun aus dem gesamten Vorlagen-Pool von LearningApps ein App-Format aussuchen können. Um eine Überforderung zu vermeiden, stellte ich allerdings nur zwei Beispiel-Vorlagen bereit, aus denen die Teams einen Typ auswählen und diesen ihrem Thema entsprechend anpassen konnten. Zum Abschluss durften alle die erstellten Apps ausprobieren.


Das Experiment war sehr erfolgreich: Die Lernenden arbeiteten hochmotiviert, konzentriert und sorgfältig. Fehler wurden gewissenhaft verbessert, jedes Team wollte eine besonders gute App zu der Klassensammlung beisteuern.
Das Ausprobieren der entstandenen Apps machte allen großen Spaß – und ganz nebenbei wurde spielerisch der gesamte Wortschatz wiederholt.
Am Ende erhielten alle Schülerinnen und Schüler die komplette App-Sammlung als QR-Code mit nach Hause. Ein gelungener Abschluss des Englischunterrichtes in der Grundschule!
Das Erstellen der Apps nahm insgesamt etwa zwei Unterrichtsstunden in Anspruch. Da das Projekt so erfolgreich war, werde ich es mit der nächsten vierten Klasse wieder in dieser Form durchführen.

Die Vorteile auf einen Blick
- Kostenlos und datenschutzfreundlich: Sowohl für Lehrkräfte (eingeschränkt) als auch für Lernende ohne Anmeldung nutzbar.
- Einfache Anwendung: Vorhandene LearningApps können direkt genutzt und mit den Schülerinnen und Schülern geteilt werden.
- Intuitive Erstellung: Mit Hilfe zahlreicher Vorlagen können schnell passgenaue Übungen für den eigenen Unterricht angefertigt werden.
- Gamification-Faktor: LearningApps ermöglichen ein spielerisches und motivierendes Lernen.
- Unmittelbares Feedback: Schülerinnen und Schüler lernen selbstständig und in eigenem Tempo. Lehrkräfte begleiten das Lernen, können beobachten und ggf. unterstützen.
- Kreatives Arbeiten: Auch Schülerinnen und Schüler können unkompliziert eigene LearningApps erstellen und ihr erworbenes Wissen dabei vertiefen.
- Einsatz in allen Schulformen und Fächern: Aus einer Vielzahl von Angeboten kann die passende Übung ausgewählt und ggf. schnell angepasst werden.
Die Grenzen auf einen Blick
- Üben und Anwenden: Learning Apps sind zum Festigen und Vertiefen von Fertigkeiten gedacht. Sie eignen sich nur bedingt für die Vermittlung von neuem Wissen. Eine tiefgehende Lernstandsanalyse oder Auswertung der Ergebnisse ist nicht möglich.
- Qualität der LearningApps: Die von anderen Nutzerinnen und Nutzern veröffentlichten Lernbausteine sollten vor dem Einsatz im Unterricht auf Ihre Eignung geprüft und ggf. angepasst werden.
Praxistipps
- Beginnen Sie mit einfachen Vorlagen (z. B. Zuordnung oder Lückentext), um den Einstieg für alle Beteiligten leicht zu gestalten.
- Nutzen Sie LearningApps vor allem zur Wiederholung, Festigung oder Selbstkontrolle.
- Aufgrund der unkomplizierten Anpassung von LearningApps, ist es möglich, eine Übung auch schnell und einfach auf differenzierten Niveaustufen zu bauen und anzubieten.
- Auf einen datenschutzkonformen Einsatz sollte geachtet werden. Lernende sollten bei der Nutzung von Kollektionen zum Speichern von Lernständen und der Erstellung eigener LearningApps keine Klarnamen verwenden.
Fazit
LearningApps ist ein niedrigschwelliges und motivierendes Tool, das im Unterricht gewinnbringend eingesetzt werden kann. Es fördert eigenständiges, spielerisches Lernen und unterstützt Lehrkräfte dabei, Lernprozesse individuell zu begleiten.
Mittlerweile habe ich mir eine umfangreiche Sammlung an LearningApps erstellt. Ich nutze sie gern und regelmäßig zur Bereicherung meines Unterrichts.
Möchten Sie LearningApps kennenlernen und selbst ausprobieren? Dann besuchen Sie unsere Fortbildungen am MPZ Dresden oder vereinbaren Sie einen SchiLf-Termin für Ihre Schule.




